Archiv für den Monat: Oktober 2017

Bericht des Delegationsleiters für die Jugenddelegation 2017 im Rahmen der Städtepartnerschaft Boppard – Ome

Ich wurde nach unserer Rückkehr häufig nach einem kurzen Resumee unseres Exkurses gefragt. Alleine, dass das Wort „kurz“ hier vorkommt wird der ganzen Sache in keiner Weise gerecht. Ich versuche dann häufig mit dem folgenden Satz die Tragweite unseres „Abenteuers Japan“ zu beschreiben:
„Das war ein auf allen Ebenen äußerst einschneidendes Erlebnis.“
Ich kann sicher sagen, dass wir alle als andere Menschen wieder gekommen sind, als wir noch 14 Tage – am Tag der Abreise – zuvor waren.
Japan im allgemeinen und die Menschen dort im besonderen haben wahrhaftig das Herz eines jeden von uns berührt. Wir haben eine vollkommen neue Kultur kennen gelernt. Eine Welt, in der man „Coca-Cola“ und „McDonalds“ wirklich suchen muss, kannten wir zuvor nicht und ehrlich gesagt wollte sich auch keiner mit dem Gedanken ernsthaft auseinandersetzen. Wir lebten bisher in einer Art Blase. Viele von uns haben zuvor nie wirklich andere Länder und Kulturen erlebt – mich eingeschlossen. Frankreich, Spanien – ja sogar die USA sind zwar anders, doch im Kern irgendwie alle ähnlich. Japan zeigte uns eine komplett andere Welt. Japan ist viel größer, als wir es überhaupt erfassen können – Tokio ist die größte Stadt der Welt! Japan ist viel kleiner, als wir alle es erlebt haben und das habe ich mit 1,95cm mehr als nur einmal zu spüren bekommen – von den Straßen, Autos und Gebäuden ganz abgesehen. Das Land ist viel lauter, als wir es kennen – es sollte erwähnt werden, dass Japan sich gerade kurz vor seinen großen Wahlen befindet und durch die Straßen Tokios Lautsprecherwagen fahren und in voller Lautstärke politischen Wahlkampf machen. Japan ist aber auch viel leiser, das kann man nicht nur in einer gut gefüllten S-Bahn in Tokio erleben.
Die Disziplin und die Wertschätzung der kleinen Dinge ist in Japan eine vollkommen andere als bei uns. Wir haben erfahren, dass es Kulturen und Länder gibt, die ihre persönlichen Schwerpunkte im Leben auf etwas ganz anderes legen, als hier in unserer vollkommenen verwestlichten Zivilisation – und überhaupt – nach Japan bin ich mir überhaupt gar nicht mehr so sicher, dass unser westlicher Lebensstandard tatsächlich die Krone der menschlichen Evolution ist, wie wir es so oft als vollkommen selbstverständlich und bisweilen auch ein wenig arrogant erachten.
Wir sind andere Menschen als zuvor.
Wir haben uns in ein Land und in andere Menschen verliebt. Wir haben einen anderen Blick auf die Welt gewonnen, Freundschaften geschlossen, unser Bewusstsein erweitert und wir sind auch alle ein Stück demütiger geworden.
Dieses Austauschprogramm für Jugendliche halte ich im allgemeinen für äußerst sinnvoll und unseren ganz persönlichen Trip nach Japan als eines der einschneidendsten Erlebnisse unseres noch jungen Lebens. Wir danken all denjenigen, die in irgend einer Art und Weise das möglich gemacht haben. Ihr habt uns dabei geholfen bessere Menschen zu werden.
Danke.

Philipp Freiherr von Freytag Loringhoven
Mitglied des Stadtrates Boppard
im Oktober 2017